Studie: Verschiedene Arten von körperlicher Aktivität, Fitness und Gesundheit bei Erwachsenen

Studie: Verschiedene Arten von körperlicher Aktivität, Fitness und Gesundheit bei Erwachsenen

Verschiedene Sportarten

Die Bedeutung regelmäßiger körperlicher Aktivität für ein gesundes Leben ist unbestritten. Doch nicht jede Art von Bewegung bringt die gleichen Vorteile mit sich. Eine großangelegte Längsschnittstudie über fast zwei Jahrzehnte hat nun aufschlussreiche Erkenntnisse darüber geliefert, wie verschiedene Formen täglicher Aktivität die Fitness und Gesundheit von Erwachsenen beeinflussen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Sportliche Aktivität: Regelmäßiger Sport hat den größten positiven Effekt auf die Fitness und Gesundheit. Erwachsene, die Sport treiben, sind fitter und gesünder als Nichtsportler, allerdings zeigen ältere Sportler einen schnelleren Gesundheitsrückgang.

  • Alltagsbewegung und Beruf: Alltägliche Aktivitäten (z.B. zu Fuß gehen, Radfahren) fördern Fitness und Gesundheit moderat, sind aber weniger wirksam als gezieltes Training. Körperliche Aktivität im Beruf zeigt keine klare Beziehung zur Fitness und variiert in ihrer gesundheitlichen Wirkung je nach Alter und Art der Tätigkeit.

  • Einflussfaktoren: Fitness und Gesundheit nehmen mit dem Alter ab, Männer sind generell fitter als Frauen, und ein hoher sozioökonomischer Status begünstigt bessere Fitness und Gesundheit. Ein höherer Body-Mass-Index ist oft mit schlechterer Fitness verbunden, allerdings ändert sich dieser Zusammenhang im hohen Alter.

Hintergrund und Motivation

Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass körperlich aktive Erwachsene eine bessere Fitness und Gesundheit aufweisen als inaktive Personen. Allerdings ist bisher wenig darüber bekannt, wie sich unterschiedliche Aktivitätsformen langfristig auf diese Aspekte auswirken. Die meisten Untersuchungen konzentrieren sich entweder auf spezifische Krankheitsbilder oder betrachten nur kurzfristige Effekte.

Diese Wissenslücke zu schließen, war das Ziel einer groß angelegten Längsschnittstudie in Deutschland. Über einen Zeitraum von 18 Jahren wurden Daten zu verschiedenen Aktivitätsmustern, der Fitness und dem Gesundheitszustand von über 700 Erwachsenen im Alter von 28 bis 76 Jahren gesammelt und analysiert.

Methodik und Studiendesign

Die Teilnehmenden wurden in vier Wellen in den Jahren 1992, 1997, 2002 und 2010 untersucht. Insgesamt nahmen 723 Personen (366 Frauen und 357 Männer) 1681-mal an den Erhebungen teil. Die Datenerfassung umfasste:

  • Selbstauskunft zu körperlichen Aktivitäten wie Sport, Bewegung im Alltag und berufliche Aktivität
  • Messung verschiedener Fitnessfaktoren wie Ausdauer, Kraft, Koordination und Beweglichkeit
  • Ärztliche Untersuchung des Gesundheitszustands in Bereichen wie Orthopädie, Neurologie und Herz-Kreislauf-System

Die Daten wurden mittels hierarchischer linearer Modelle analysiert, um den Einfluss von Aktivitätsmustern, Alter, Geschlecht, Sozioökonomischem Status und anderen Faktoren auf Fitness und Gesundheit zu untersuchen.

Kernerkenntnisse zu Aktivitätsformen und Fitness

Die Studienergebnisse unterstreichen die unterschiedlichen Auswirkungen verschiedener Aktivitätsarten auf die Fitness von Erwachsenen:

Sportliche Betätigung

Sportliche Aktivitäten hatten den größten positiven Effekt auf die Fitness. Erwachsene, die regelmäßig Sport trieben, wiesen in allen Altersgruppen eine deutlich bessere Fitness auf als Nichtsportler. Studienteilnehmende, die während der Untersuchung mit Sport begannen, verbesserten ihre Leistungsfähigkeit, während diejenigen, die aufhörten, an Fitness einbüßten.

Bewegung im Alltag

Aktivitäten wie zu Fuß gehen, Radfahren und Gartenarbeit zeigten zwar ebenfalls einen positiven Zusammenhang mit der Fitness, jedoch fiel dieser Effekt wesentlich geringer aus als bei gezieltem Sporttreiben. Die unsystematische Natur und meist geringere Intensität alltäglicher Bewegung scheinen die Wirkung zu mindern.

Berufliche Aktivität

Überraschenderweise stand körperliche Aktivität im Beruf in keiner nennenswerten Beziehung zur Fitness. Mögliche Gründe könnten einseitige Belastungen oder ein Überwiegen sitzender und stehender Tätigkeiten sein, die die positiven Effekte einschränken.

Gesundheitliche Auswirkungen verschiedener Aktivitätsformen

Auch auf den Gesundheitszustand der Studienteilnehmenden hatten die unterschiedlichen Bewegungsmuster einen unterschiedlich starken Einfluss:

Sportliche Betätigung

Erwachsene, die sich als „sportlich“ einstuften, wiesen im Mittel einen besseren Gesundheitszustand auf als Inaktive. Allerdings zeigte sich für ältere Sportler ein beschleunigter Rückgang der Gesundheit gegenüber Nichtsportlern. Die Gründe dafür gilt es in weiteren Studien zu untersuchen.

Bewegung im Alltag

Alltagsaktivitäten wie Spazierengehen und Radfahren zur Fortbewegung trugen moderat zur Gesunderhaltung bei, vor allem bei Männern. Die positiven Effekte waren jedoch geringer als bei gezieltem Training.

Berufliche Aktivität

Körperliche Aktivität im Beruf stand in einem inkonsistenten Zusammenhang mit der Gesundheit. In jüngeren Jahren schien sie sich eher negativ auszuwirken, möglicherweise durch Überlastungen. Mit zunehmendem Alter kehrte sich dieser Effekt jedoch um, was auf einen „Healthy-Worker-Effekt“ hindeuten könnte.

Bedeutung von Alter, Geschlecht und BMI

Neben der Art der Aktivität beeinflussten auch andere Faktoren die Fitness und Gesundheit der Teilnehmenden:

  • Mit zunehmendem Alter nahmen sowohl die Fitness als auch der Gesundheitszustand stetig ab.
  • Männer wiesen generell eine höhere Fitness auf als Frauen, die Unterschiede verringerten sich jedoch im Alter.
  • Ein höherer Body-Mass-Index (BMI) ging mit schlechterer Fitness und mehr gesundheitlichen Einschränkungen einher.

Interessanterweise kehrte sich der negative Zusammenhang zwischen BMI und Fitness im sehr hohen Alter um. Dies könnte auf eine Abnahme der Muskelmasse (Sarkopenie) bei schlanken älteren Menschen hindeuten.

Einfluss des sozioökonomischen Status

Die Daten zeigten auch einen deutlichen Einfluss des sozioökonomischen Status: Erwachsene mit höherer Bildung und beruflicher Stellung wiesen bessere Fitnesswerte und einen besseren Gesundheitszustand auf. Dieses Muster deckt sich mit zahlreichen anderen Studien und unterstreicht die Bedeutung von Prävention in allen Bevölkerungsgruppen.

Stärken und Grenzen der Studie

Zu den Stärken der Untersuchung zählen der sehr lange Beobachtungszeitraum von 18 Jahren und die umfassende Erhebung verschiedener Aktivitäts-, Fitness- und Gesundheitsparameter. Limitierend wirken sich mögliche Verzerrungen durch die Selbstauskunft zur körperlichen Aktivität sowie die selektive Stichprobe aus einer ländlichen Gegend aus.

Die Autoren betonen jedoch, dass die Studie keinen kausalen Zusammenhang zwischen Aktivität und Fitness/Gesundheit belegen kann. Dafür wären kontrollierte Interventionsstudien erforderlich. Das Ziel war es vielmehr, auf die differenzierten Auswirkungen verschiedener Alltagsaktivitäten aufmerksam zu machen.

Fazit und Implikationen

Die Ergebnisse der 18-jährigen Längsschnittstudie unterstreichen die Bedeutung von Bewegung für ein gesundes und fittes Erwachsenenleben. Allerdings zeigen sie auch, dass nicht jede Art von Aktivität gleichermaßen wirksam ist. Für optimale Fitness- und Gesundheitsvorteile scheint gezieltes und systematisches Training, wie es beim Sport der Fall ist, am effektivsten zu sein.

Die Studienergebnisse liefern wertvolle Erkenntnisse für zielgruppengerechte Bewegungsempfehlungen. Regelmäßiger Ausdauersport sollte demnach fester Bestandteil eines aktiven Lebensstils sein – ergänzt durch moderate Aktivitäten im Alltag. Besonders Erwachsene mit gesundheitlichen Risikofaktoren oder fortgeschrittenem Alter sollten ihre Trainingsroutinen sorgfältig planen und gegebenenfalls professionelle Anleitung in Anspruch nehmen.

Insgesamt ist die Botschaft klar: Für ein langes, gesundes und leistungsfähiges Leben ist die richtige Mischung aus verschiedenen Aktivitätsformen der Schlüssel. Bewegung ist die beste Medizin – aber die Dosis muss stimmen.

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